Krass nach Süden…

km 8922
Cairo, Ägypten  02.12.2008

 

Wieviele Beine haben Spinnen??? Jedenfalls zu viele!! Sie sind einfach zu schnell.. und keiner mag sie. Auch nicht so schön. Man versetze sich mal in ihre Lage: jeder, der Dich sieht… uhgggh!! Trotzdem werde ich sicher kein Therapeut mit Fachgebiet Spinnen werden. Wenn selbst vier ausgewachsene Wüstenfüchse beim Anblick dieses Oschis aufspringen und der Videoabend in der Wüste Sudans ein abruptes Ende findet, sagt dies durchaus etwas über die Größe dieses Exemplars aus. Weiss und riesig! Geschehen im Sudan. Etwa 35km nördlich von Argo, wo wir den Nil überqueren werden.

Stockdunkle Nacht, ein traumhafter Sternenhimmel, ein sehr anstrengender Tag liegt hinter uns, die Plane auf dem Sand ausgebreitet, das 15″Mac Book Pro auf der Bierbank vor uns. Wir gucken ‘Race to Dakar’. Mittendrin wird der Monitor schwarz. Jener fette Mehrbeiner versperrt uns die Sicht auf den Film -mitten auf dem Display. War dein Vater Glaser, oder watt? Die Gemütlichkeit ist dahin. Alle sind hektisch mit den Kopflampen zugange. Wo ist sie jetzt hin? In der Tat- vielleicht waren wir da ein bißchen zu blauäugig. Es gibt schon einige giftige Viecher im Sudan. Stell Dir mal vor… -wie uncool: Else und Heinrich beim Fensterbankchat: ‘ haste gehört? Christoph mußte vorzeitig aus Afrika zurück! Nee, echt? Motorrad kaputt…oder nUnfall? Ach, wo denkste: Spinne in Zeh gebissen!
Hört sich nicht gut an.
…..

 

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km 8922
Cairo, Ägypten

Die Ägypter nutzen ihre Hupe als Positionsmelder. Bei dem Verkehr und der Fahrweise der Kairoaner auch sinnvoll. Wir hatten jedenfalls unseren Heidenspaß aus Kairo hinauszufahren.

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Endlich hat der Lärm einen Sinn. Wir geben richtig Gas und genießen die spritzigen Motoren. An der Stadtgrenze Kairos führt uns der direkte Weg Richtung Süden durch sehr arme Gegenden. Es ist nicht übertrieben, sie als Slums zu bezeichnen. Menschen leben hier in Dreck und Müll.

Ein beklemmendes Gefühl, hier mit unseren teuren Motorrädern und den Taschen voller Equipment entlangzufahren. Wir halten ab und zu an, trinken eine Cola und sind immerzu umringt von Menschen, meistens Kindern.

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Nach einiger Zeit werden sie zutraulicher, kommen immer näher und wenn sie das Gefühl haben, du bist gleich weg, dann ist es wirklich Zeit sich auf den Weg zu machen, denn die kleinen Finger sind sehr flink und bei unseren. Bikes ist vieles leicht zugänglich….
Florian (slowwaydown.com), den wir das letzte mal in Petra auf der Straße trafen, informiert mich netterweise über seinen Freund Ralf aus HH-Rahlstedt, der nach Hughada in Ägypten in den Urlaub fliegt. Hurghada bedeutet einen Umweg von etwa 500km für uns, aber gleichzeitig ist es eine vielleicht einzigartige Chance dringend benötigte Computer- und Ersatzteile aus Hamburg sicher und unkompliziert zu befördern. Fatalerweise erhalte ich die eMail erst um 23:00 am Vorabend des Abfluges von Ralf aus Hamburg. Weder Nadine, die gleichzeitig den wahrscheinlich stressigsten Job ihrer Karriere fotografiert (Modefotografie… Thema Karibik und das im 5 Grad kalten, verregneten Hamburg. Außenaufnahmen! Hut ab, Hase!!!! ) noch ich können Ralf erreichen. Der Arme weiß ja noch gar nichts von seinem ‘Glück’! In einer Nacht und Nebel- Aktion werden schließlich die Teile per Taxi zu ihm nach Rahlstedt transportiert und er bringt sie mit nach Ägypten. Danke Ralf für Deine spontane Hilfe!!!!!
Wir kommen inzwischen an die Strassengabelung, die uns entweder nach Osten Richtung Hurghada, oder weiter am Nil entlang ‘krass nach Süden’ bringt. Von Kairo aus hatte ich mit Machmut, einem ägyptischen Fixer telefoniert. Die Nummer hatte ich von Alex und Cathy bekommen, die wir mit ihrem Land Rover im Sinai trafen. Machmut’s Informationen lassen uns die Haare zu Berge stehen: die Barge ( ein Transportkahn, auf dem die Fahrzeuge über den Nasser Staudamm transportiert werden) sei überfüllt und auch die Personenfähre sehr gut gebucht. Wenn wir es nicht bis morgen Abend schafften, sähe er schwarz dafür uns diese Woche noch auf die Fähre zu bekommen. Das hiesse, eine weitere Woche in Assuan abzuhängen, der Grenzstadt auf ägyptischer Seite. Einen Grenzübergang auf dem Landweg gibt es nicht, so daß sich hier eine Art ‘Hillary Step’ für uns Individualreisende bildet. Blöd, denn wir liegen ja bereits weit zurück hinter unserem eigentlichen Zeitplan! Also Krisenbesprechung am Strassenrand. Wir versuchen Florian zu erreichen. Wenn er ebenfalls versucht die Montagfähre zu packen, könnte er die Teile aus Hurghada mitbringen und wir hätten 500 lange Kilometer weniger auf der Uhr! Nach etlichen Versuchen erfahren wir, daß er tatsächlich in Hurghada bei Ralf ist und unser Plan aufgeht. Was für eine Erleichterung. Selbst ohne den Umweg sind es noch etwa 1000 km durch die Sahara. Wie wir später erfahren sollen, entwickelt sich auch für Florian die Fahrt nach Assuan zu einem mitteldunklen Albtraum. Im nördlichen Ägypten wird ihm, aus Sicherheitsgründen, untersagt mit seiner Schwalbe zu reisen. Am Roten Meer entlang herrscht Konvoipflicht. Busse und Touristenfahrzeuge werden gesammelt und dann geht es in einer Gruppe von manchmal 100 Fahrzeugen in halsbrecherischem Tempo durch die Ortschaften. Vorne und hinten fahren Polizeifahrzeuge, individuelles stoppen is nich, es wird überholt und gerast, daß es einem graust! Da die Schwalbe bei 60km/h schon an ihre Grenzen stößt, kommt der Konvoi für ihn nicht in Frage. Er muß das gute Stück in einen Linienbus quetschen und 2 Sitzplätze allein für das Moped berappen. Von Hurghada aus organisiert er einen Ägypter, der ihn mit seinem Pick Up durch die Sahara bis nach Assuan fährt, da auch hier Konvoipflicht herrscht. Er wird von dem Fahrer ziemlich ausgenommen. Im Ausnehmen macht den Ägyptern niemand etwas vor. Alle versuchen Dich übers Ohr zu hauen. Hast Du im Taxi den Fahrpreis nicht passend, muss Du um das Wechselgeld kämpfen. Jedes einzelne Pfund versuchen sie unter abenteuerlichsten Vorwänden einzubehalten. Nach einiger Zeit geht diese Mentalität einem so dermaßen auf den Keks, daß alle, wirklich alle Reisenden, mit denen wir es durch Ägypten zu tun hatten (vielleicht 20) froh waren, das Land hinter sich zu wissen!!!
Wir machten uns also daran, die 1000km durch die Sahara zu bewältigen…. Wir fuhren schnell, die Strassen waren ganz gut, nur die übrigen Verkehrsteilnehmer fuhren wie die Geistesgestörten. Mehrmals hatte man uns gewarnt, in diesem Land auf keinen Fall in der Dunkelheit zu fahren. Aber Machmut hatte unserer baldiger Ankunft eine derart hohe Wichtigkeit eingeräumt, daß uns keine Wahl blieb. Getreu dem Motto: wenn Du schneller bist, als die anderen, bestimmst Du das Geschehen, kamen wir gut voran. Allerdings hatten wir schon etliche Kilometer abgespult und spürten die Müdigkeit in den alten Knochen.
In einer Rechtskurve waren kurz zuvor ein Minibus und ein Pkw frontal zusammengestossen. Beim Überholversuch in einer nicht einsehbaren Kurve!!!! Ohne Worte!!! Und bezeichnend für die Fahrkünste der Herrschaften. Jack of all trades but master of none!!
Ein Bild des Grauens. Die Passagiere und die Insassen des Pkw waren Gott sei Dank schon abtransportiert, aber eine Strecke von vielleicht 150m war übersäht von deren Kleidungsstücken, Glassplittern, Blut, Autoteilen….
Die Autos hatten sich nach der Kollision überschlagen, gedreht und standen in einer Entfernung zueinander die auf eine sehr hohe Geschwindigkeit schließen lassen. Ewig weit auseinander.
Wir waren bedient und campten etwa einen Kilometer nach der Unfallstelle abseits der Straße in der Sahara.

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Unsere erste Tiefsanderfahrung. Sofort festgefahren und der Dunkelheit abgelegt hab ich mich;) Gehört zum Learning by doing;)))

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Wir schliefen schnell ein und fuhren bei Morgengrauen weiter.
Zunächst lief alles easy und ohne weitere Zwischenfälle. Dann nahm die Anzahl der Checkpoints dramatisch zu und jeder Einzelne dauerte ewig, da wir alle möglichen Fragen zu den Motorrädern zu beantworten hatten. Allen voran ‘how much is the bike?’. Immer und immer wieder….
Und die Zeit saß uns so im Nacken!!!

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Zunächst ließ man uns ziehen, doch je weiter nach Süden wir kamen, desto unnachgiebiger wurden die Polizisten. Sie drückten uns einen Polizeiwagen aufs Auge hinter dem wir mit 40-60 km/h hertuckeln mussten. Das Auto, ein uralter, auseinander fallender Pickup, bei dem das alleinige intakte Teil das Blaulicht zu sein schien, musste zuvor angeschoben werden Dazu wurde minutenlang auf Verstärkung zum Schieben gewartet. Endlich ging es weiter. Allerdings nur bis zum nächsten Checkpoint, der gerade mal 10km entfernt lag. Dort wurden wir weitergereicht. Dieses mal musste der Wagen zunächst betankt werden und es dauerte weitere, nicht enden wollende 30 Minuten bis er endlich auftauchte. Noch immer lagen etwa 350km vor uns. Inzwischen waren Gideon und ich so gereizt, daß wir in die Offensive gingen. An einem der nächsten Checkpoints ( alle verdammten 12km tauchten sie aus dem Nichts auf) belaberte ich den Fahrer dermaßen, daß er uns vorbeiwinkte, nachdem sein Vorgesetzter, der freundlich, aber unnachgiebig gewesen war, außer Sichtweite kam. Ich beschwerte mich, daß wir unsere Fähre verpassen würden, da ihre ‘Autos’ so langsam seien, wir auf uns selber aufpassen könnten und schnellstmöglich nach Assuan müssten. Das wir dabei ganz offensichtlich das Speed Limit außer Acht lassen würden, interessierte nicht weiter.
Bis Luxor ging es zügig voran, aber dann sollte es faustdick kommen:
wir mussten auf einen Sammelkonvoi warten, der von Norden aus angebrettert kam. Eine halbe Stunde Warterei in der sengenden Hitze, dann schnell, schnell hinter dem Führungspolizeifahrzeug einreihen. Der Speed, den die Polizisten dann vorlegten, war das andere Extrem. Völlig wahnsinnig! Mit 120 Sachen durch die Ortschaften, Zentimeter an Kindern, freilaufenden Eseln, Kamelen, Hühnern vorbei, mit Sirene und Blaulicht ein Konvoi von vielleicht 30 Reisebussen, Minibussen, Pkw. Hinter mir ein offensichtlich geistesgestörter ägyptischer Fahrer mit seinem vollbepackten Maxi-Reisebus neuester Bauart. Wenn ich auch nur 10 Meter Sicherheitsabstand zu dem vorausfahrenden Polizeiwagen ließ, versuchte er mich zu überholen und in Kurven abzudrängen. Immerzu sah ich ihn formatfüllend in meinem Rückspiegel. Hätten wir angehalten, hätte ich ihn mir mal herzhaft zur Brust genommen. Aber anhalten war verboten. Gideon, mit seiner Narkolepsie, war permanent bemüht nicht einzuschlafen und turnte auf seinem Bike herum, um wach zu bleiben. Ein Überholmanöver jagte das nächste, die überholten Fahrzeuge müssen Vollbremsungen hinlegen und sich in Einfahrten retten.

Wir sind höllenfroh lebend in Assuan anzukommen. Gideon war mehrmals während der Fahrt in Sekundenschlaf gefallen und erst kurz vor dem Gegenverkehr aufgewacht. 150 lange Kilometer dauerte dieser Irrsinn, 100 davon im Stockdunkeln. Die Überholversuche grenzten an Kamikaze-Aktionen. Ägypter fahren gerne ohne Licht. Wenn man ihnen dann beim Überholen entgegenkommt zeigen sie, was sie haben. Sie blenden Dich mit allem Fernlicht, was sie aufbieten können und man erblindet fast. Die Augen, gerade noch an die Dunkelheit gewöhnt, sind völlig überfordert, man sieht nur Überstrahlung, dazu kommt der Staub, den der Polizeiwagen aufwirbelt, das verdreckte Visier, Tiere auf der Straße, Autos ohne Licht hinter dem entgegenkommenden Fahrzeug herangerast und hinter mir dieser verdammte Bus, der mir sogar beim Überholen die Stoßstange ins Kreuz drückte, gerne begleitet von seiner Lichthupe…. ein Horror.Und ein Wunder, daß wir heil angekommen sind. Einen kurzen Stop gab es, kurz nachdem wir aus Luxor losgefahren waren. Alle wurden aus den Bussen gescheucht, gefühlte 1000 Händler fielen über die Touristen her, einer schrie: “toilet here, toilet here”, nur um dann seinen fetten Leib wieder an allen vorbeizuquetschen und an der Toilettentür einen Wucher an Gebühr zu verlangen. Ich habe mich einfach hindurchgequetscht und unter seinen Flüchen und seinem Gezeter meine Stange Wasser in die Ecke gestellt. Nachdem alle Touristen ordentlich gehetzt und ausgenommen waren und das dauerte gerade mal 3 Minuten, wurden alle wieder in die rasenden Kisten gequetscht und weiter ging die Höllenfahrt.

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Alles in allem nicht erfreulich und der Verbesserung meiner Meinung über Land und Leute nicht besonders zuträglich. Wie schon Yasser sagte…. 

But what can you do!!!
Der Sinai war wunderschön, die Menschen freundlich, aber ob Ägypten mich in diesem Leben noch einmal wiedersieht?

Natürlich pauschalisiere ich jetzt, aber ich denke, Ihr versteht, was ich meine. Und wenn Ihr glaubt, in Assuan werden die Erlebnisse erfreulicher werden, muß ich leider sagen: nein.

In den 5 Tagen in Assuan gab es 3 erfreuliche Begebenheiten. Die erste war, Yaya, der den Campingplatz ‘Adams Home’ betreibt, kennenzulernen. Nachdem der Konvoi sich auflöste, hielten wir an, um uns zu sammeln. Wir parkten am Nilufer, auf der Promenade. Von einem Zivilpolizisten wurde uns zwar freundlich, aber unmissverständlich klargemacht, daß wir mit den Motorrädern hier nichts zu suchen hätten. Wir könnten uns noch ein paar Minuten ausruhen, aber dann käme er mit den Handschellen. Wir machten uns also auf den Weg, um Adams Home, den einzigen Campingplatz in Assuan zu finden. Dazu mussten wir 20km der Strecke, die wir gekommen waren, wieder zurückfahren. Zwar hatten wir die Koordinaten, aber in der pechschwarzen Nacht war der Platz nicht einfach zu finden. Das Gute ist, er liegt auf der anderen Nilseite, ohne Verkehr, ohne Händler in der Einöde. Ich freute mich auf Ruhe, Stille und Schweigen. Ehrlich gesagt, dieser Tag hat mich dahin gestreckt. Seit dem Morgengrauen waren wir unterwegs, hatten alles daran gesetzt, pünktlich hier zu sein und hatten es geschafft. Aber ich war es auch. Ich war nicht mehr willens auch nur einen Meter zu fahren. Schließlich fanden wir den Ort. Idyllisch gelegen, ruhig, wunderschön angelegt.
Leider ist niemand dort. Gemütliche Sitzecken gibt’s, einen Schmuckladen, Bar, Küche, alles steht offen, die Lichter sind an… aber bitte… wo sind sie denn alle. Ich bin so froh, nicht mehr in die Stadt zu müssen, die Alukisten abbauen, das Gepäck hochschleppen, siffiges Zimmer, siffiges Bad…Lärm überall, wohlmöglich noch die Bahnlinie mit trötenden Zügen vor der Tür, Mücken, Kakalaken… so froh. Lecker essen gehen hätte man zwar können, aber vielleicht gibt’s ja auch hier etwas.

10min später weiß ich: genauso wird es kommen- mit Ausnahme des leckeren Essens- das gab es auch nicht.
Denn: nach der Entführung der Reisegruppe im September hier an der Grenze zum Sudan hatte die Tourist Police ihm die Lizenz entzogen. Seit 3 Monaten kämpft er darum, sie wiederzubekommen. Bürokratie, Borniertheit, Bakachisch… seit 3 Monaten hat Yahya immer wieder enttäuschte Camper abweisen müssen. Hundert vielleicht. Einmal ist er mit einer Gruppe von 25 Wohnmobilen mit 30 protestierenden Italienern darin in der Polizeistation aufgelaufen. Nix hat’s gebracht, außer der Warnung: tu das nie wieder! Er sagt: die ruinieren mich! Lange halte er das nicht mehr aus, dann ist er pleite. Dabei ist seine Anlage eine kleine Oase. Er tut uns sehr leid. Aber auch wir tuen ihm offensichtlich leid, denn er versucht uns bei Freunden unterzubringen, in deren Garten wir vielleicht unsere Zelte aufschlagen können. Als keiner der Versuche von Erfolg gekrönt wird, startet er einen letzten Versuch. Er ruft den obersten Chef der Tourist Police an und erzählt von den beiden völlig erschöpften Motorradfahrern, die vor seinen Toren stehen und die er so gerne hineinlassen würde. Ruf mich nie wieder an, verlautet es harsch am anderen Ende der Leitung. Erst wieder wenn Du Deine Konzession hast!
Yahya ist sehr liebenswürdig. Er gibt uns wertvolle Informationen über die Prozedur der Ausreise und der Verschiffung - mit GPS Koordinaten und Telefonnummern, die uns später noch sehr helfen sollen. Wir drücken ihm die Daumen!!!

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Also doch wieder zurück aufs Motorrad, die 20km in die Stadt, und was dann kommt….. siehe oben!
Die absolute Krönung jedoch ist: Machmut, der uns auferlegt hatte, unbedingt heute Abend hier in Assuan zu sein, ist telefonisch nicht erreichbar. Sein Handy ist abgeschaltet!!! Und unverschämterweise auch die folgenden zwei Tage!!!
Zudem ist der folgende Tag ein Freitag, welcher bei Muslimen der Ruhetag ist. Wir wolllen selbst aktiv werden, aber nichts geht. Alles hat geschlossen, alle Handys abgeschaltet.
Machmut würde ich auf Yasser’s Liste ganz nach oben setzen. Noch vor den Taxifahrer in Assuan, der 10 Pfund Gebühren einbehalten wollte, weil er einen Passanten angesprochen hatte, um meinen Zwanziger zu wechseln. All die Hetze, das Risiko für nichts und wieder nichts. Und so setzt sich jede Erfahrung mit Ämtern und Privatpersonen in Assuan fort. Ärger!
Der zweite Lichtblick geschieht morgens beim Kaffee am Bahnhof noch vor dem Frühstück: plötzlich stehen Fathy, der Fischer aus dem Sinai und seine Frau Ruth strahlend, wie eine Fatamorgana vor uns. Sie waren unmittelbar zuvor mit dem Nachtzug aus Kairo angekommen und wollten genau in unserem Café einen Capuccino trinken. Wir sind allesamt hocherfreut und feiern unser Wiedersehen. Prompt quartieren wir die beiden in unserem Hotel mit Zuglärm und siffigen Zimmern ein und ich handele für uns alle einen günstigeren Tarif aus. Schließlich bringen wir neue Kunden. Ach ja…. den einzigen, nicht zu unterschätzenden, positiven Aspekt hatte ich ja noch gar nicht erwähnt: das Zimmer kostet 6US$Nacht. Jetzt 5;)

Man könnte sich fragen…. was gibt es denn da so viel zu tun? Tja, zunächstmal geht man ins Fährbüro, weil ein Angestellter am allheiligen Freitag, einem gesagt hat, man solle unbedingt schon um 9:00 am Samstag morgen dort auf der Matte stehen. Man ist also um viertel vor neun dort, nur im zu erfahren, daß der allmächtige Mr. Salah leider erst um 10 kommt und mit dem müsse man sprechen. Also geht man noch schnell einen Capuccino trinken und wenn man um viertel vor zehn zurückkommt hat Mr. Salah schon seit einer dreiviertelstunde die Pforten geöffnet und Tausende sind vor einem. Als wir endlich dran sind, erfahren wir von Mr.Salah, wir sollten erstmal zum Gericht, uns eine Bescheinigung ausstellen lassen, daß wir weder in einen Unfall verwickelt waren, noch offene Protokolle zu begleichen haben, Mit diesem ‘ Dokument’ sollen wir dann zur Trafic Police und unsere Nummernschilder abgeben. Dort erhalten wir unsere Ausreisepapiere für die Motorräder. Dies alles wußten wir vorher und hätte man uns nicht hier einbestellt, hielten wir die Papiere wohlmöglich schon in unseren Händen. DIe dritte erfreuliche Begebenheit ist die, daß Florian urplötzlich vor uns in der Warteschlange steht. Er hat es mit seiner Schwalbe bis hierher geschafft. Wir holen Florian samt Schwalbe ebenfalls zu uns ins Hotel ( der Preis fällt weiter) und machen uns gemeinsam auf den Weg zum Gericht. Das ‘Gericht’ ist ein Zimmer in einem Wohnhaus in einer herumtergekommenen Wohngehend am Stadtrand Assuans. Draußen sitzt im Rinnstein ein Mann, der auf einer umgedrehten Colakiste die Pässe einsammelt. Natürlich hatte uns der Taxifahrer auf dem Herweg übers Ohr hauen wollen. Nach etwa 700m deutete er auf ein Gebäude und meinte, wir seien am Ziel. Da ich auf meinem GPS die Strecke verfolgte und dank Yahya die Koordinaten hatte, wußte ich, daß das ‘Court’ noch ca 3,5 km entfernt lag. Der Typ hatte uns nur schnell loswerden wollen, fuhr uns dann aber anstandslos zum vereinbarten Fahrpreis zur richtigen Stelle. Von dem Herrn mit dem Colakastenbüro wurden wir grosszügig zum Tee eingeladen, den wir dann schließlich aber selber zahlen sollten. Wir warteten daraufhin etliche Stunden auf unser ‘Dokument’. Einen Schmierzettel mit einem handschfiftlichen Vermerk. Um 14:00 war die ‘Büroöffnungszeit’ vorüber und um 13:55 kam der allmächtige Behördenchef mit seinem Stempel, den wir uns alle sehnsüchtig auf unserem Dokument wünschten.
Heute ist Samstag. Er ist Muslime. Er war beten.
Leider macht unsere nächste Station, die Traffic Police, ebenfalls um 14:00 ihre Pforten dicht. Man sagt uns aber im ‘Court’, man würde für uns dort anrufen, sie warteten dann, bis wir ankämen. Wir also ins Taxi und als wir dort ankommen ist alles verriegelt und verrammelt. Keiner zu sehen. Ich bin langsam richtig genervt von der permanenten Verarschung und entwickle den Ehrgeiz, die verdammten Nummernschilder doch noch abzugeben und die Ausreisepapiere zu bekommen. Ich habe nicht die geringste Lust, mich morgen erneut mit diesem traurigen Kapitel zu befassen. Also stürmen wir durch einen anderen Eingang in den Hinterhof, kommen irgendwie in die richtigen Büroräume und gehen den Polizisten dort dermaßen auf den Keks, obwohl sie uns immer wieder anweisen morgen wiederzukommen, es sei jetzt eh keiner der Abteilung mehr da, daß irgendwann der Chief genervt die Anweisung gibt, uns abzufertigen. Ein Polizist öffnet die Schränke, bringt unter großem Trara die Bücher und die von den Ägyptern so heissgeliebten Stempel wieder zum Vorschein und wir strahlen wie die Honigkuchen. Der Beamte verlangt dann aber auch direkt einen Kulli als Trinkgeld!

Mit geschwellter Brust kehren wir zu Mr. Salah ins Büro zurück, wo sich bereits die anderen zwanzig Reisenden aufhalten. Wir sind die Einzigen, die alle Papiere zusammen haben und kaufen das Passenger Ticket für die Fähre am Montag. Heute ist Samstag und die Barge mit den Autos und Motorrädern ist gestern bereits ausgelaufen. Die Barge legt immer einige Tage früher als die Personenfähre ab, damit sie etwa zeitgleich mit ihr in Wadi Halfa eintrifft. Es sind mehrere hintereinander gehängte Lastkähne ohne eigenen Antrieb, beladen mit Cargo, die hinter einem Schlepper gezogen werden. Auf der Personenfähre dürfen keine Fahrzeuge mehr transportiert werden, seit eine Französin sich beim Einschiffen mit ihrem Fahrzeug verletzt hat und jetzt die Schifffahrtsgesellschaft nach amerikanischem Vorbild verklagt. Diese Französin ist bei den Travellern bekannt, wie ein bunter Hund und gleichzeitig extrem unbeliebt, da durch die nach dem Unfall praktizierte getrennte Verschiffung alles unendlich kompliziert und zeitaufwenig geworden ist.
Jetzt haben wir richtig Glück, denn zufällig lernen wir bei der Warterei im Court Deb und Timo kennen, die mit Ihrer Firma ‘African Expedition Support’ eine komplette Barge für sich gechartert haben. Die beiden haben einen eigenen Fuhrpark und führen eine Gruppe von 8 Fahrzeugen mit Kunden, die sich die Tour auf eigene Faust nicht zutrauen von Kairo nach Kapstadt. Sie haben verschiedene andere Fahrer angesprochen, um sich die Kosten zu teilen und die Barge voll zu bekommen. Obwohl der Preis dafür längst vereinbart und sogar bereits gezahlt war, will Mr. Salah jetzt, wo er sieht, daß die Barge plötzlich richtig ausgelastet ist und ihm evtl. ein Geschäft durch die Lappen geht, den doppelten Betrag von Timo haben.
So sind se, die Ägypter….

Daher bleibt bis zur letzten Minute offen, ob wir mit den zwei Motorrädern und der Schwalbe mit auf die Barge kommen, oder im Sudan nach unserer Ankunft eine weitere halbe Woche auf die Ankunft der nächsten Barge warten müssen. Am nächsten morgen fahren wir mit Thiemos Truppe, und den weiteren ‘Anhängseln’ zusammen zum HighDam, wo die Zollabfertigung der Fahrzeuge und danach hoffentlich die Verladung stattfindet. Auf dem Weg dorthin stoppen wir wieder bei der Trafic Police, wo die anderen ihre Nummernschilder zurückgeben wollen. Wir konnten dies ja bereits gestern erledigen. Es dauert ewig, obwohl die eigentliche Abfertigung Minuten dauert. Der Chef des Stempels ist Christ. Heute ist Sonntag und er ist in der Kirche. Beten….

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Auch der Prozeß der Zollabfertigung in High Dam ist eine Farce. Ich hab vergessen zu zählen, wie viele Stationen wir abklappern mussten, wieviele Stempelchen auf Zettelchen gedonnert wurden, von Menschen, die seelenruhig mit irgendwelchen anderen Menschen plauschen, während eine grosse Traube Wartender vor ihrer Tür steht. Einfach nur lächerlich!!!
Was zählt ist: die Motorräder und auch die Schwalbe sind drauf. Der ganze Stalp hat sich wenigstens gelohnt!

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assuan-barge- Click here for Video

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Beim Verladen löst sich noch die Handbremse von Amseln und Johannas blauem ehemaligen Feurrwehrwagen Baujahr 1963 und er kracht die Rampe hinunter gegen das Schiff, aber auch das Problem ist schnell gelöst. Kaum ist das letzte Auto drauf, legt die Schiffskarawane auch schon ab. Schließlich sollen sie ja auch rechtzeitig in Wadi Halfa sein.

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See you im Sudan.
Dem Kapitän und seiner Mannschaft wird Bakachisch versprochen, falls die Autos und Motorräder im jetztigen Zustand im Sudan eintreffen. Es gibt ja einiges abzuschrauben….. aber Geld zieht immer- selbst bei Ägyptern.
Wir verbringen noch einen weiteren entspannten Abend mit Fathy und Ruth, die ebenfalls morgen abreisen werden. Und dann geht’s am Montag auf die Fähre in den Sudan.
Mach’s gut Ägypten- es war eine Erfahrung der besonderen Art.
Tschüß & ich hoffe, Euch geht’s auch gut?!
Christoph.

 

PS. Sorry, denn dieser Blog ist nicht ganz so euphorisch. Wir hatten alles in allem eine recht stressige Zeit in Aegypten, vielleicht haetten wir sonst alles ein wenig lockerer gesehen.

Aber der Unterschied zum Sudan ist schon eklatant.

Der ganze Koerper hat hier seine fortwaehrende Spannung verloren. Daher komme ich momentan mit dem Blog-schreiben auch kaum nach.

Geld ist sicherlich weniger da, aber dennoch fuer die Leute hier nicht so wichtig und das ist angenehm sag ich Euch. Die Landschaft haut einen um und das daemliche Macho-Gehabe: ich_Aegypter,_du_bloeder_Touri sucht man vergeblich.  Nein, man sucht es gar nicht erst.

Der Sudan ist weich, warm und doch so in seiner Natur so lebensfeindlich. In der Wueste wird man angehalten und um Trinkwasser gebeten. Ein Junge hat direkt einen ganzen Liter auf einmal weggesogen. Die Menschen Laecheln wieder. Und wir tun es auch;))

Bis bald. C.

 

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Ups, da habe ich die Videos frecherweise einfach früher veröffentlicht, weil ich dachte, es geht von deiner Seite aus irgendwie nicht. Nun ja. So schlimm wird es nicht sein :-) Toller Beitrag! Ich freu mich jedes Mal wie ein Schneekönig :-)

Hey Christoph und Gidion,

schön mal wieder etwas von euch zu hören und das es euch gut geht.
Ich freue mich immer über eure neuen Berichte, es macht Spass sie zu
lesen.
Passt weiterhin auf euch auf.

Gruß Thomas

Der B vom H

Hey looser ek is so jaloers dit lyk befok hoop julle enjoy dit . Wag vir julle in die Kaap!!
guidance Ezan

Hase,
so schön, mal wieder was von Dir zu lesen!!!!
Hier in Hamburg ist es grau, kalt und naß, und der Weihnachtsgeschenke-
Streß geht los…
Weihnachten ist für Euch bestimmt gaaaanz weit weg, wird schwierig das hier ohne Dich zu feiern!
VD&LD, hase

Einfach cool Euer Trip! Bei dieser absoluten Antithese zum Leben einer berufstätigen Mutter von drei Kindern in der uckermärkischen Pampa ;-) kann man ein wenig neidisch werden…Fahrt einfach für mich mit!

Wünsche Euch viel Spaß und heiles Ankommen und freue mich auf neue Berichte!

Herzlichst,

Vica