Istanbul, Türkei 15.10.2008
Irre diese Stadt! Eine quicklebendige, Metropole, fast 3000 Jahre alt, mit einer Geschichte, wie sie turbulenter nicht sein könnte. Seit etwa 1000 Jahren in türkischer Hand… also ICH würd sie nicht wieder hergeben!
Schon auf der Fahrt in die Stadt merkt man, wo der Hammer hängt. Der Verkehr- völlig chaotisch. Es gibt keine Regeln-ein Megastau und jede kleinste Lücke wird sofort mit Vollgas gefüllt. Hier den Blinker zu setzen ist absolute Energieverschwendung..
Und wir mit unseren Flagschiffen mittendrin. Mir ist jetzt noch schleierhaft , wieso wir nirgendwo angeeckt sind. Denn frei nach dem Motto ‘ wer nicht wagt, der nicht kommt vorwärts’ haben wir den Fahrstil sofort adaptiert und kamen ganz gut voran. Glücklicherweise in die richtige Richtung- purer Zufall- denn wir hatten keine Ahnung. Gideon war etwas gestresst über seinen Spritvorrat, der zur Neige ging, aber die Tankstelle nahte. Schließlich trafen wir uns mit Gideons Freund Ismael im Zentrum Taksims, einem der vielen Stadtteile Istanbuls. Wir müssen wie Alien ausgesehen haben inmitten der gestylten Menge, der Geschäfte und vor dem riesigen Blumenstand.
Ismael, der in der unmittelbarem Nähe arbeitet war sehr schnell dort mit seinem Motorrad. Ich muss sagen, ich bin überwältigt von seiner Gastfreundschaft. Wir stellten die Bikes bei seinem Geschäft ab, wo wir von seinen Freunden und Nachbarn empfangen wurden. Mit dem nötigsten bepackt und mit einem flauen Gefühl im Magen, die Motorräder mit all den Dingen darauf in Istanbuls Innenstadt alleine zu lassen zogen wir mit Ismael um die Häuser. Er führte uns durch pulsierenden Gassen mit Bars, Restaurants und Cafés, Geschäften und Märkten, aßen in einem vorzüglichen Restaurant inmitten des Trubels und hatten einen sehr schönen Abend mit ihm in dieser bezaubernenden Stadt. Schließlich folgten wir ihm auf unseren Motorrädern durch die laue Nacht zu dem Guesthouse l, das er für uns ausgesucht hatte.
Dort erwartete uns erstmals seit Beginn der Reise ein richtiges Bett und auch die Bikes sind sicher. Wir sehen den Bosporus und den asiatischem Teil der Stadt von der Terrasse aus und befinden uns hier im alten Zentrum, dessen 2000 Jahre alte Stadtmauern größtenteils erhalten sind. Ein Traum! So much to do- so little time. Dazu kommt, dass ich noch einiges an meiner Ausrüstung zu tun habe, bevor Nadine übermorgen zu uns stößt. Die Maschiene ist viel zu schwer, die Kisten und Taschen viel zu voll. Man kommt an nichts einfach mal so ran, weil immer etwas beiseite zu räumen ist. Und Nadine wird noch mehr Kram für mich im Gepäck haben…
Also bin ich heute weithin im Zimmer geblieben und habe ‘optimiert’. Etliches wird weggeschmissen und etliches nach Hause geschickt. Welch Erleichteichterung!!! Platz;)) Jetzt bleiben noch die ‘Brotkörbe’ mit den 10l Spritkanistern, die anderwärtig verstaut werden müssen, da sonst Nadine keinen Platz für ihre Füße hat. Vorhin haben Gid und ich schon überlegt, die Kanister einfach durch Wasserflaschen mit Sprit zu ersetzen, die man irgendwo verstauen kann. Die Konstruktion hat zwar viel Erfindergeist und Zeit beansprucht, ist jedoch in der Praxis während der Fahrt wirklich ein Manko. Beim kleinsten Versuch, sich im Gelände mit den Füßen zu fangen wird man unbarmherzig unter den Kisten eingeklemmt. Zwar trage ich Endurostiefel, aber auch die sind im Hacken- Wadenbereich nicht so stark geschützt. Außerdem wiegt die ganze Konstruktion schon trocken 10 Kilo. Mit Sprit dann fast 30. Und das alles für vielleicht 5% der Strecke, in der eine Unterversorgung an Kraftstoff herrscht. Naja… das sind jedenfalls die Fragen, die die Tour so aufwirft… Für Euch sicher gähnend langweilig- unsereins grübelt und grübelt.. ;)
Heute regnete es den ganzen Tag und daher konnte ich es, mit einigem Verhandlungsgeschick, mit meinem Gewissen vereinbaren diesen Kram zu erledigen. Jetzt bin ich gerüstet und kann mich in den 2Tagen bis Nadine endlich kommt ins Getümmel der Stadt werfen. Wir werden noch einen weiteren Tag hierbleiben - Nadine kennt Istanbul ebenfalls nicht- und uns dann am 19. auf den Weg durch die Türkei machen. Nach 8Tagen werden wir uns an der syrischen Grenze von ihr trennen. Sie wird zurück nach Istanbul und von da aus nach HH fliegen und für uns geht’s ans Eingemachte. Dort fängt für mich der eigentliche Wüstenritt an. Dort wird der Abschied sein von Bekanntem und Vertrauten, dort werden wir in eine uns unbekannte Welt eintauchen, deren Anziehungskraft wir schon jetzt spüren. Und dort wird es auch den schweren Abschied von Nadine geben, die ein Teil von mir geworden ist. Ein Abschied für mehr als zwei Monate. Wir werde kaum Kontakt haben können in dieser Zeit - deshalb freut es mich so, daß sie jetzt dabei ist und erfahren kann, wie unsere Tage ablaufen und wieso es oft nicht mgl. ist, zu kommunizieren….
Machts gut!
Hier klicken für VIDEO … going Istanbul
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2008.10.17 at 01:09
Nadine
Hey Ihr Zwei,
nicht mal 24 Stunden und ich bin bei Euch!!!
Freu mich wahnsinnig auf Euch.
Und wenn ich es endlich geschafft habe, die wenigen Dinge einzupacken, die ich mitnehmen darf!, mach ich drei Kreuze!!!
Aber egal was ich auspacke, der Helm passt einfach nicht in den Winzrucksack!!
Wird wohl mein Handgepäck.
0 Uhr 20!
Ich hoffe Ihr seid da.
Sehnsucht! schon jetzt! LD…..bis morgen,
Nadine
2008.10.17 at 02:46
Olli
Hallo ihr beiden,
Mensch das klingt ja schon spannend.. super Berichte und Fotos. Man meint ja fast, live dabei zu sein. Das Video bricht leider nach kurzer Zeit ab und brummt nur noch! Wie geht´s denn eurem Sitzfleisch inzwischen?
Das Problem mit den Kanistern ist ja schade. Aber hört sich ja schon gefährlich an. Idee: Vieleicht kann man die Brotkörbe vorne an den Sturzbügeln befestigen, wenn da genug Platz ist. Stabil genug müssten die Bügel eigentlich sein. Da müsste man zwar was basteln und evl. ne Halterung schweissen, aber in Istanbul sollte es doch n kB (kleinerBruder) -Ersatz finden.. ;-) Oder die Wassertaschen am Sturzbügel anbringen und die Kanister auf den Boxen verzurren? Ist natürlich umständlich beim Öffnen der Boxen..
Die Idee mit den Plastikflaschen kann ich leider nicht freigeben. Der Sprit löst evl. die Flaschen an und dann haste da so eine Plastiksoße im Sprit. Und ich find´s auch zu gefährlich.. irgendwie.. so in ner Flasche.. Es gibt doch von Sigg so Brennstoff Aluflaschen, die wären ok dafür.
Ich soll noch nen schönen Gruß von Ruth bestellen. Du hast sie kurz vor der Abfahrt photografiert. Sie ist die Freundin von Lars. Ich hatte Lars den Link geschickt, und kurz danach kam ein Anruf ;-) So klein ist die Welt..
Marouk macht beim Training prima mit und bald können wir im Zirkus auftreten.
Überigens: Wirf mal einen Blick auf die Apfelseite..
Viel Erfolg beim “Optimieren”, ne schöne Zeit in Istanbul und n schönes wiedersehen mit Nadine,
Gruß Olli
2008.10.17 at 12:22
Romy
Hallo ihr Beiden,
ich erinnere mich gut an Istanbul, wir waren vor zwei Jahren an meinem Geburtstag dort, vier Tage - was zu kurz war, weil wir zwar fast alle Moscheen, Türme, Märkte gesehen haben aber die Zeit zum Entspannen gefehlt hat - einfach mal ein paar Stunden im Café sitzen etc.
Wir haben dort einen guten Platz zum Fisch essen am Wasser gefunden, kleine Plasikstühle und Tische direkt hinter dem Fischmarkt. Von der “Moscheenstadtseite” kommend über die Galatabrücke links runter. Herrlich.
Später habe ich genau diesen Platz in einem Fatih Akin Film, ich denke “Auf der anderen Seite” wieder gesehen.
Falls sich jemand traut, über Meinungsfreiheit zu sprechen oder auch nur so zur Info, die Türkei ist dieses Jahr bei der Frankfurter Buchmesse “Hauptland”. Großes Thema.
Geniesst eure Reise durch die Türkei, auch wenn es manchmal zu dritt vielleicht nicht so leicht wird (siehe “Long way round”)
Lieben Gruß Romy
2008.10.17 at 13:19
Nadine
Keine Sorge,
ich hab die Filme auch gesehen und auch wenn es jetzt ähnlich zu sein scheint,
ist alles doch ganz anders:)
Gideon und ich kennen uns mittlerweile über 10 Jahre und ich zähle ihn zu meinen besten Freunden, und hätten die Jungs nicht drauf bestanden, daß ich sie ein Stück begleite, hätte ich mich auch nicht in so`n “JungsDing” eingemischt…
Gleich geht`s los!!! Jipppppiehhhhh!
Nadine
2008.10.17 at 16:31
klLing
Lingeling,
Istanbul wie cool (-: wollte ich ja auch schon immer mal hin! Genießt es!
Freut mich das es euch gut geht, verfolge natürlich alles mit grossem
Interesse (-:
Wünsche euch weiterhin eine super Zeit!! Ihr Wahnsinnigen (-;
dadklogl
2008.10.19 at 22:07
Papi
Hallo Ihr zwei (Über-?)Mutigen,
Ich habe natürlich für die erste Zeile votiert. -
Da war eine sehr schöne Überraschung, als nach dieser etwas “lautlosen” Zeit jetzt diese hochinteressanten und begeisterten Berichte aus Istanbul
kamen. Wie Olli sagt, Ihr habt das so anschaulich und gekonnt geschildert, daß man fast das Gefühl hat, man fährt mit Euch durch die verstopften Straßen und Gassen. Schön, daß Ihr jetzt auch in Istanbul auf so überaus nette und gastfreundliche Leute trefft.
Du weißt, Christoph. ich war selbst etliche Male dort, geschäftlich zwar, und mit Vertreter unterwegs. In Istanbul habe ich weitgehend die gleichen Erfahrungen gemacht und kann Eure Begeisterung deshalb sehr gut nachvollziehen, aber Istanbul ist nicht unbedingt gleich Türkei. Trotzdem, ein wunderschönes Land, das Euch auch in den kommenden Tagen schöne Erlebnisse bescheren wird.
Und das Ganze jetzt mit Deinem Schatz Nadine bei Euch, dem “special guest”! Ja, sie ist special, auch ich habe sie in mein Herz geschlossen. Liebe Nadine, vielleicht verirrst Du Dich mal nach Nettetal während der Zeit, in der Du allein bist. Oder muß ich mit Helga nach Hamburg kommen, um Dich wiederzusehen? -
Vielleicht werden diese wenigen gemeinsamen Tage am Ende zu den schönsten Erinnerungen der Reise zählen. Die Wahl der Türkei für Eure kurze gemeinsame Tour war sicher eine gute.
Viele gute Wünsche begleiten Euch drei jetzt auf der weiteren Tour durch dieses große Land. Hoffentlich ist es Dir gelungen, lieber Christoph, an Deinem verregneten “Arbeitstag” in Istanbul genügend Platz für Nadine auf Deinem Bike zu schaffen, denn unbequemes Sitzen über Stunden/Tage kann u.U. die gute Laune beeinträchtigen.?
Morgen kommt Dale Lewis aus L.A. und dann steht mir eine 10tägige PKW-Tour mit ihm quer durch Europa bevor, incl. Italien und Südfrankreich (Monaco). Wir werden mehrere tausend km fahren (übrigens auch nach Witzhave), sodaß wohl während der Zeit eventuelle Kommentare von mir etwas kürzer ausfallen werden. Aber ich habe dann mein Laptop dabei und werde all das, an dem Ihr uns teilhaben laßt, zeitnah und mit größtem Interesse verfolgen.
Der Herbst ist jetzt hier auf seinem Höhepunkt. Wir haben Berge von Laub im Garten zu bewältigen.
Olli ist gelöster und lockerer als sonst, wir kommen gut klar.
Macht’s gut und laß von Dir hören, mein Junge. Bisher hat es ja wohl mit den Schutzengeln geklappt, oder?
Liebe Grüße und viele gute Wünsche auch von Helga
Dein Papi